Gottschau mit St.Johann, Johannesdorf u.Truß






Das Dorf Gottschau (tschech. Kocov) liegt ca. 20 km südlich der Kurstadt Marienbad. Der Ort (Urk.gen.1357), 480 m ü. NN. auf einer Terrasse, die nach Süden ins Tal der Miesa abfällt gelegen, hatte (1945) offiziell 55 Haus-Nummern.

Als Runddorf von eher slawischer Bauweise, trotzdem schon lange von Deutschen bewohnt. Ein Urbar von 1637 und das Inwohnerverzeichnis (ab 1725), nennen ausschließlich deutsche Namen. Zentrum des Dorfes, mit größeren und kleineren Bauernhäusern, bildete früher eine kleine Wasserburg in der Ebene. Die Burg und der Ort gehörten schon im Mittelalter dem Rittergeschlecht der Kocovsky von Kocov, der Ortsname ist vermutlich davon abgeleitet. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man noch große Teile des ehemaligen Burggrabens erkennen, ebenso Mauerteile.

Zur früheren Herrschaft Gottschau gehörte auch der stattliche Meierhof und ein altes Einkehrwirtshaus gegenüber sowie die alte Mühle im Talgrund der Miesa.

Es gab keine Industrie. Die Ortsbewohner ernährten sich von Landwirtschaft, als Arbeiter oder Gewerbetreibende (3 Wirte, Händler und Handwerker). 

Die Gemeinde Gottschau erstreckte sich 1945 nördlich gegen Bruck bis zum Schreierteich (knapp 1,5 km), südlich in Richtung Gamnitz (über 2 km), im Osten über 2 km gegen Pawlowitz und im Westen über 2 km in Richtung Lohm. Fläche der Gesamtgemeinde (Schätzg. lt Flurk.) etwa 870 bis 900 ha.
Zur politischen Gemeinde Gottschau (1945: 241 Einw.) gehörten seit langer Zeit auch Truß im Osten (1945: 51 Einw.), St.Johann im Süden (1945: 76 Einw.) und südöstlich an der Straße nach Haid, Johannesdorf (1945: 65 Einw.).
Gottschau besaß eine im Jahr 1898 neu erbaute Schule mit 2 Klassenräumen.
Der Hauptort und Truß waren kirchlich der Pfarrei Bruck zugeordnet, Johannesdorf gehörte kirchlich zu Damnau und St.Johann nach Tissa.
Persönlichkeiten aus Gottschau von einiger Bedeutung:
-Mathias Johann Reichl (1730-1804), Ordensmann des Stiftes Tepl und Chronist
-Hans Forster (1848-1891), Lehrer und Komponist in Wien
-Andreas Franz Korn (1906-1942 gefallen), Fachlehrer und Autor
-Dr. Martin Fitzthum (1911-1972), Chorherr und Oberstudienrat.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Gottschau während der Monate Februar bis Oktober 1946 in 6 Transporten nach Südbayern, Franken, Hessen bis Thüringen (damals Ostzone).
Kontinuierlicher Abstieg des Ortes: 1947 nur mehr ca.165 (Zugezogene), und allmählich ca. die Hälfte der alten Häuser weggeräumt.



St.Johann ( tschech. Sv. Jan) liegt 1,5 km südwestlich von Gottschau.
Den Platz markiert noch immer die imposante Ruine einer ehemaligen Kirche. Es handelt sich um die ehemalige Wallfahrtskirche St.Johann.

Hier lag, am Zusammenfluß von Kötschen- und Suchabach, bis Mitte des 20. Jhds. das gleichnamige Dorf St. Johann, mit zuletzt 18 Häusern und einer Dorfkapelle. Außerdem ein Meierhof und ein Herrschaftshaus, das sogen. „Schlössl“, ein Wirtshaus, eine Mühle, eine Schmiede und eine Wagnerei. Auf halbem Weg, nach Gottschau zu, liegt das zum Ort gehörende Forsthaus.

In der Mundart sagte man zu St. Johann einfach Khons, abgeleitet von Khonas für den Namen Johann.
Als Zeitpunkt der ersten Erwähnung gilt das Jahr 1526. St. Johann gehörte zur Herrschaft Gottschau und kam mit dieser 1602 zu Plan. Allerdings erwähnt das Gottschauer Urbar von 1637 das Dorf nicht direkt, sondern nur eine Schaferey S.Johannes.

Mittelpunkt des Ortes und der Umgebung war lange Zeit die o.g. Wallfahrtskirche, (n. Eduard Senft: “Geschichte der Herrschaft Plan“ ) vermutlich schon im 13.Jh. gegründet und zuletzt 1732 im Barockstil umgestaltet. Als noch Scharen von Pilgern hierher kamen, hatten Kirche und Ort einen hohen Bekanntheitsgrad, dann wurde die Wallfahrt eingestellt und die Kirche 1781 unter Kaiser Josef II. gesperrt. Sie diente noch verschiedenen kulturellen, dann kommerziellen Zwecken. 1804 völlig aufgelassen und um 1832 zum Großteil abgetragen, steht sie seither als Ruine da.

Politisch und schulisch gehörte St. Johann bis Mitte des 20.Jhds. zu Gottschau, kirchlich zur Pfarrei Tissa.
1945 hatte der Ort (ohne Meierhof und Schlössl) 76 deutsche Einwohner, kleine Bauern und Gewerbetreibende.
Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1946 setzte bald der Verfall der abgelegenen Siedlung ein, die Zerstörung geschah dann mit Absicht.

Nur der Kundige findet heute noch diesen verlassenen Fleck, denn St. Johann gehört zu den restlos verschwundenen, ehemals deutschen Dörfern in Westböhmen. Schutthügel im Gestrüpp lassen vermuten, wo einst die Häuser der ehemaligen Bewohner gestanden haben mögen.

Verfasser : Hans Stöckl



Das Straßendorf Johannesdorf (tschech. Janov) soll schon im 15. Jahrhundert entstanden sein. Es gehörte in früherer Zeit zum Herrschaftsgebiet des Stiftes Kladrau, kam zu einem unbekannten Zeitpunkt zu Gottschau / Plan und ist im Urbar von 1637 noch nicht erwähnt.

Johannesdorf liegt an beiden Seiten der Hauptstraße, der früheren Heerstraße, die von Plan nach Haid führt. Von Gottschau nach hier sind es etwa 2 km südöstlich. Im Volksmund nannte man den Ort Öiding, was vom früheren Namen Klein Öttung abgeleitet ist, oder Johannesdörfl, was dann auch zu der Verbindung Khonsöiding führte. Die Bezeichnung Öttung ist von „Öder Platz“ abgeleitet.

Johannesdorf bestand 1945 aus 14 Häusern (65 Einwohner) und einer Dorfkapelle. Die Kleinlandwirte hatten nur jeweils 3-4 ha Land und übten meist einen Nebenberuf z.B. die Weberei aus. Im Ort gab es ein Gasthaus und bis 1811 ein sogen. Hüthaus (Nr. 5), welches nach dem Großbrand jenes Jahres nicht wieder aufgebaut wurde.
Zur Schule gingen die Kinder von Johannesdorf nach Gottschau, kirchlich gehörten die Einwohner zur Pfarrei Damnau.

In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges, am 19. April 1945, brannte die Ostseite des Dorfes durch Tieffliegerbeschuß ab. Nach dem mühsamen provisorischen Wiederaufbau konnten die ausschließlich deutschen Bewohner der Vertreibung im Jahr 1946 nicht entgehen. Sie wurden verschiedenen Transporten zugeteilt und im Nachkriegsdeutschland verstreut.
Heute steht nur mehr ein kümmerlicher Rest von Johannesdorf, es sind noch 4 Häuser, welche sogar durch Straßenbau zunehmend gefährdet sind.


Ortsbetreuerin und Verfasserin: Rosa Stöckl, Siedlerstr.18, 83342 Tacherting,
Tel. 08621/5712


Das kleine Dorf Truß (tschech. Usti, =„Mündung“) liegt nahe der Eisenbahnlinie Eger-Pilsen und 1,5 km östlich von Gottschau in einem romantischen Talgrund, am Zusammenfluß von Hammerbach und Miesa. Es gehört(e) zur politischen Gemeinde Gottschau, hatte aber früher eine gewisse Eigenständigkeit.
Das Dorf, mundartlich sagte man „Trouß“, ist bereits im Jahre 1379 zusammen mit Glitschau genannt und gehörte schon damals zur Herrschaft Gottschau.
Durch seine (verkehrsmäßige) Abgelegenheit ist Truß immer klein und unauffällig geblieben und hatte niemals mehr als 13 Hausnummern, (4 Höfe, kleiner bis mittlerer Landwirte sowie Kleinlandwirte /Arbeiter), eine kleine abgeschlossene Welt. Bedingt durch den Wasserreichtum gab es zwei Mühlen und seit dem Eisenbahnbau um 1870 sogar ein bescheidenes Gasthaus. Die Bauernhäuser hatten schöne Giebel und gewölbt gemauerte Hoftore, im Hintergrund des Hofraumes, quer aneinandergereiht, die Scheunen. In der Ortsmitte stand das Dorfkreuz und (in deutscher Zeit) das Glockenhäusl mit der kleinen Dorfglocke und am östlichen Dorfeingang eine Flurkapelle. Die beiden Mühlen lagen östlich bzw. westlich des Ortsrandes an je einem der beiden Bäche.
Truß war kirchlich der Pfarrei Bruck zugeordnet und hatte 1945  51 deutsche Einwohner. Zur Schule gingen die Kinder bis dahin nach Gottschau.
Während des Jahres 1946 wurde die deutsche Bevölkerung restlos vertrieben. Man teilte sie einfach verschiedenen Transporten zu.
Das alte Dorf ist in der Folge wegen schlechter Verkehrslage fast restlos verkommen, die Häuser sind bis auf einen kleinen Rest eliminiert worden.
Etwa in den 1975er Jahren konnte Truß eine Renaissance erleben. Nach der umfassenden Zerstörung des alten Ortes kamen Leute aus den Städten, bauten sich Wochenendhäuschen in Usti und legten gepflegte Gärten an. So ist eine wohltuend von den Dörfern der Umgebung sich abhebende Oase entstanden.

Ortsbetreuerin:  Anna Schwarz,  Schlesierstr.1, 35630 Ehringshausen, Tel.06443/1562
Verfasser: Hans Stöckl