Neudorf b. Kuttenplan


 




Lage: Neudorf liegt 540 m ü. M. mit einer Katasterfläche von 1033 ha, an der ehemaligen Reichs- und Heerstraße Eger – Pilsen, enger bezeichnet Dürrmaul – Kuttenplan (heute: Trstěnice an der CZ-Staatsstraße [21]). Aus Richtung Mähring 14 km, von Hinterkotten 4 km. Bis Eger sind es 32 km und bis Pilsen 60 km. Nach Marienbad, das ab Großsichdichfür östlich von der Staatstraße [21] liegt, sind es 8 km, nach Dürrmaul 2 km und nach Kuttenplan 5 km, nach Plan 8 km.

Entstehung: Neudorf wurde nach mündlicher Überlieferung von Kuttenplan aus gegründet. Das Dorf ist in zwei parallelen Reihen angelegt. Es gibt eine Sommer- und eine Winterseite, die auch die „lutherische“ Seite genannt wurde. Der Name entstand vom „Neuen Dorf“ oder auch „Neunten Dorf“. Am germanischen (deutschen) Siedlungsplatz gab es ursprünglich 9 Höfe, daher auch „Neunhof“, später „Neudorf“. Nach Hans Zirwick wird urkundlich in alter Zeit (um 1100) Neudorf als zu Waldsassen gehörig bezeichnet. Ob es sich um unser Neudorf handelt, ist nicht erwiesen. Erstmalig urkundlich wird Neudorf 1331 zusammen mit Heiligkreuz als Besitz des Voigts auf Königswart genannt. Im Jahre 1400 gehörte das Dorf der Kuttenplaner Herrschaft. Neudorf war ursprünglich eine Freibauern-Siedlung, ein direkt dem Landesfürsten unterstehendes Chodendorf. Wenzel IV. (1378-1419) schenkte den Ort den Herren von Plauen als Ersatz für die Märkte Asch und Selb, die einst König Johann von Böhmen (1310-1346) aus der Verpfändung an den Bayernherzog ausgelöst hatte. 1534 wurde das Dorf von König Ferdinand I. an Hans Pflug von Rabenstein, Oberstkanzler des Königs, nach Königswart verkauft. 1605 zinsten die Neudorfer Bauern, wie andere in der Umgebung, dem Jobst Adam von Schirnding auf Kuttenplan. Da dieser Ministerialer (Beauftragter) des Chodenschlosses Tachau war, wurde eigentlich dem Schloss Tachau gezinst. Bei der Erhebung der Stände 1618 wurde er in Abwesenheit zum Verlust von Leib und Leben und all seiner Güter verurteilt. Neudorf wechselte oft seine Herrschafts-Besitzer und blieb auch von Missernten (1847) und von verheerenden Bränden (zuletzt 1852) nicht verschont.
Kirche: Seit 1384 gab es in Neudorf bereits einen eigenen Pfarrer, vorher wurde es von Kuttenplan aus durch einen Kaplan betreut. Zur Zeit der Reformation traten die Bewohner der Winterseite zum protestantischen Glauben über. Daher auch „lutherische Seite“. Die Namenstäfelchen auf den Kirchenbänken erinnern noch heute an diese Zeit. 1590 bekam Neudorf den ersten protestantischen Geistlichen (Wolfgang Peller). 1624 hatte der Ort wieder einen kath. Pfarrer, den Benediktinerpater Friedrich Kastner des Klosters Kladrau. Inmitten des Dorfes steht auf einer kleinen Anhöhe die dem hl. Vitus (St. Veit) geweihte Kirche. Bei Reparaturen des Turmes 1778 und 1896 wurde im Turmknauf eine Urkunde gefunden, nach welcher an der Stelle der Kirche schon um 1200 eine Kapelle gestanden sein soll, die zum Dekanat Tepl gehörte. Die Kapelle wurde später zu einer Kirche vergrößert, soll aber bis in die jüngste Zeit als Sakristei erhalten geblieben sein. Nach einer anderen Version soll die Sakristei der Rest eines schon im 14. Jahrhundert in den Papstregistern erwähnten Gotteshauses sein. Um 1660 wurde das Kirchenschiff um 16 Schritte vergrößert, 1677 wurden Kirche und Turm höher gebaut und man ließ den Friedhof um die Kirche auf. 1776 erhielt die Kirche in romanischem Baustil die letzte Form. Die Deckengemälde sind besonders wertvoll und vollständig erhalten. Die älteste Glocke mit der Jahreszahl 1436,  auch die „schwarze“ Glocke genannt, wurde 1931 beim Einbau eines neuen Geläutes entfernt. Es gab dann 3 Glocken in Höhe der Turmuhr, die große -, die mittlere - und die „Sterbe“-Glocke“. Sowie in der Öffnung der Turmspitze die „Ave-Maria“-Glocke. Dort sind auch die Schlagwerksglocken der Turmuhr untergebracht. Die 3 großen Glocken mussten  Anfang der 1940er Jahre abgebaut werden und wurden für  Kriegsmaterialzwecke eingeschmolzen. Zum Kirchsprengel Neudorf gehört auch Dürrmaul und dessen Ortsteile sowie Oberdorf und Glashütten, bis 1907 auch Großsichdichfür und in früherer Zeit sogar Mähring.

Heute: Seit der „Wende“ 1990 wird immer am Samstag vor dem „St.-Anna-Treffen“ in Mähring  in unserer „Pfarrkirche St. Veit“ eine hl. Messe für und mit allen Kirchsprengelangehörige gefeiert.
Anschließend oder vorher halten wir am Friedhof über den Gräbern unserer Vorfahren im Gebet und Gesang eine Andacht.  Wir haben eine Gedenktafel an der nördlichen Friedhofsmauer, gleich rechts neben dem Leichenhaus installieren lassen in deutscher und tschechischer Sprache: „Zum Gedenken an die deutschen Bewohner, die hier bis 1946 bestattet wurden aus dem Kirchsprengel „St. Veit“ Neudorf, Dürrmaul, Oberdorf, Glashütten. O Herr, schenke ihnen die ewige Ruhe und unseren beiden Völkern Frieden. Errichtet von den deutschen Nachkommen im Jahre 2013“

Schlussbetrachtung: Neudorf war nur von deutschen Bewohnern überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Natürlich gab es auch Gewerbetreibende und Handwerker. Vor Ort waren auch das Bürgermeisteramt, Standesamt, Pfarramt und eine 2-klassige Schule sowie ein Spar- und Darlehenskassenverein. Post, Bahnstation, Gendarmerie und Ärzte waren in Kuttenplan. Auch ein reges Vereinsleben konnte die Dorfgemeinschaft ihr Eigen nennen. Die intakte Gemeinde hatte bei Kriegsende und vor der Vertreibung 1946 rund 500  Einwohner in 94 Häusern.

Der Ortsbetreuer: Hans Zeidler, Nazas-Hans, Haus-Nr. 9