Konstantinsbad



Am nordwestlichen Ausläufer des Radischer Berges, eingebettet in Wald und Kurpark, liegt die Perle des Weseritzer Ländchens in 532 m Seehöhe - Konstantinsbad.  Der Kurort hieß ursprünglich im Volksmund „Saringhaisla“, ab 1812 Bad Neudorf und erhielt um 1900 nach seinem Förderer, dem Fürsten Konstantin zu Löwenstein aus Haid, den jetzigen Namen.

Konstantinsbad ist nicht nur der jüngste Badeort unserer verlorenen Heimat, er ist auch die jüngste Siedlung des Weseritzer Hochlandes. Der Kurort, seit 1924 selbstständige Gemeinde, zählte im Zeitpunkt der Vertreibung 112 Häuser mit 755 Einwohnern. Bahnstation, Postamt, Standesamt, Gendarmerieposten, Kirche und Schule im Orte.  Pfarre in Tschelif. Der südliche Ortsteil gehörte zur Pfarre Scheibenradisch. Gemarkungsfläche: 181 ha, davon 97 ha Äcker, 13 ha Weiden, 18 ha Wald, 25 ha Kurpark und Ortsried. Katastralreinertrag 11.

Um 1800 wurden die zwei ersten Häuser, Janusch (Wittur) und Pittrof (Schimana), in der Nähe der seit Jahrhunderten sprudelnden Säuerlingsquellen erwähnt. Etwa ein Dutzend Einwohner bildeten den Anfang der Siedlung „Säuerlingshäuseln“. Zur selben Zeit war die am Fußweg nach Weseritz in der Nähe des sogenannten „Schwedenkreuzes“ mitten im Moor gelegene Schwefelquelle noch ein Tümpel. Diese Schwefelquelle, der „Stinker“, war schon im 16. Jh. bekannt, ihr verdankt Konstantinsbad seine Entstehung. In der Nähe dieser Schwefelquelle erbauten Neudorfer Bauern 1809 ein einfaches hölzernes Badehaus mitten im Moorgebiet. Diese primitive Badeanlage erwies sich für den steigenden Besuch bald als zu klein. Deshalb errichteten die Besitzer im Jahre 1812 ein großes, gemauertes Badehaus, das jetzt noch als „Altes Bad“ erhalten ist. Dieses Badehaus enthielt 22 Zimmer, 5 Baderäume und eine Gastwirtschaft. Die Neudorfer Bauern waren durch diesen Bau in Schulden geraten, die sie aus dem Ertrag des Badebetriebes nicht tilgen konnten. Sie boten deshalb das Bad dem Fürsten Konstantin zu Löwenstein in Haid zum Kauf an, der es 1836 erwarb. Für die weitere Entwicklung von Bad Neudorf war es von entscheidender Bedeutung, daß die Herrschaft Löwenstein auf die Initiative des Wirtschaftsrates Reinhard Müller in Weseritz auch die Moorgründe beim Alten Bad von den Neudorfer Bauern erwarb, den großen Teich anlegte, Straßen baute und die öde Moorfläche um das Badehaus mit Bäumen parkartig bepflanzte. In der richtigen Erkenntnis, dass das Bad nur dann eine Zukunft haben wird, wenn den Kranken neben den Moorbädern auch eine Trinkkur verordnet werden kann, ließ man die Säuerlinge am Fuße des Radischen Berges fassen und 1869 durch den Chemieprofessor Dr. Josef Lerch in Prag zum ersten Mal auf den Gas-und Mineralgehalt untersuchen. Die günstigen Ergebnisse führten zur Gründung einer Badebetriebsgesellschaft in Pilsen, deren Leitung in den Händen des Guts-und Bergwerksbesitzers Dr. Franz Pankraz lag. Unter seiner Führung entstand 1873 ein neues zweistöckiges Kurhaus. Fünf Mineralquellen wurden gefaßt, von der Schwedenquelle beim Alten Bad eine Leitung zum Kurhaus gebaut, der Quellentempel mit langgestreckter Kolonnade errichtet und der Kurpark angelegt. Zu dieser Zeit mußten die Kurgäste und Erholungssuchenden noch mittels Pferdekutschen von den Bahnhöfen Mies und Tepl abgeholt werden. Erst als die Lokalbahn Neuhof-Weseritz 1901 den Betrieb aufnahm und Konstantinsbad einen Bahnhof und Haltestelle erhielt, fand der Kurort  Anschluß an den Verkehr. Ständiger Besitzerwechsel war wohl die Ursache, daß  Konstantinsbad in seiner Entwicklung eher gehemmt als gefördert wurde. Von 1873–1905 war Konstantinsbad Eigentum des Leiters der ersten Kurgesellschaft Dr. Franz Pankraz, 1905-1913 gehörte es Dr. Eduard Lenz. Von 1914–1918 versuchten die Planer Braun, Hanika, Ingrisch und der Minister Schreiner ihr Glück mit Konstantinsbad. Es gehörte 1918–1921 einer Wiener Gesellschaft, 1921-1927 Primarius Dr. Fink aus Karlsbad, 1927-1930 Knoll, Erdstein und Geißwinkler. 1930 war es „Heilbad Konstantinsbad, reg. GmbH“. Im Besitz folgte die Kurpachtgesellschaft und zuletzt der Landkreis Tepl, dem der Gerichtsbezirk Weseritz seit 1939 angegliedert war. Fast alle Besitzer haben mehr Opfer gebracht als Reichtümer geerntet.

Um 1900 ließ die Familie Dr. Franz Pankraz das schmucke kleine Marienkirchlein erbauen. Opferwillige Kurgäste spendeten die Inneneinrichtung. Besonders Fürst Schwarzenberg hat viel für das Kirchlein getan. Die Installation des elektrischen Lichtes stiftete 1930 Ing. Hans Kettner, Konstantinsbad. Als der hochw. Geistl. Rat Professor Wirschal seinen Ruhesitz nach Konstantinsbad verlegte, konnte im Kirchlein ganzjährig Gottesdienst gehalten werden. Als Chorregent wirkte durch viele Jahre Oberlehrer i.R. Karl Reeb, den Mesnerdienst versah Franz Mages.

1924 erlangte Konstantinsbad aus Teilen der vier Dörfer Setzlav,  Kokaschitz, Neudorf und Pollutschen seine Selbstständigkeit als eigene Gemeinde mit dem ersten Bürgermeister Karl Merkendörfer. Endlich flossen die großen Umlagesummen in die eigene Gemeindekasse. Es wurden Gehsteige und Gemeindestraßen instand gesetzt und 1925 die Elektrifizierung durchgeführt. Private Unternehmen richteten Autobuslinien nach Plan und Tepl ein. Die Schulkinder besuchten die Schulen von Neudorf, Tschelief und Scheibenradisch, bis 1925 Konstantinsbad eine eigene Schulexpositur im Hause Nr. 35 bewilligt erhielt. Im Jänner 1927 übersiedelte die Schule in das umgebaute Haus Nr.22. 1930 erhob der Landesschulrat die Schulexpositur zur selbstständigen zweiklassigen Schule.

Das äußere Bild des Kurortes wurde durch eine rege Bautätigkeit nach dem Ersten Weltkrieg ab 1925 bestimmt. Das Heilbad bekam neue Besitzer, die 1927/28 das Kurhaus bedeutend vergrößern und mit den Errungenschaften einer modernen Wohnkultur und eines neuzeitlichen Badebetriebes ausstatten ließen. Das schöne Gebäude enthält ebenerdig die Halle, die Gesellschaftsräume, den großen Speisesaal, das Cafe und den Musikpavillon, Küchen und 50 Badekabinen. In drei Obergeschoßen befinden sich 160 Zimmer. Auch der schattige Konzertgarten erfuhr eine Verschönerung. 1929 nahm Dr. Gilbert Helmer, Abt des Stiftes Tepl, die Weihe der neugefaßten Säuerlingsquellen vor. Im gleichen Jahr konnte das neue Strandbad und das Strandhotel in der Nähe des Alten Bades eröffnet werden. Die 1930 fertiggestellte Trinkwasserleitung kostete die Gemeinde 1.800.000 Kronen. Bauausführung: Fa. Rudolf Braun, Plan.

Auf Ansuchen der Kurgemeinde setzte die Staatsbahndirektion Pilsen auf der Lokalbahn Neuhof-Weseritz Motorzüge und Eiltriebwagen für den Personenverkehr ein. 1931 errichtete Hotelier Franz Urban in seinem Etablissement „Elisenhof“ ein Tonfilmkino. Die Kinolizenz erhielt nach dem Ersten Weltkrieg der 1914 gegründete Kurklub (erster Obmann Tischlermeister und Ehrenbürger Karl Lang, verstorben am 27.Dezember 1956  in Dietenhausen/Hessen im 99.Lebensjahr) bewilligt. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zeigte sich in Konstantinsbad auf allen Gebieten ein sichtbarer Aufschwung. Durch die rege Bautätigkeit stieg die Häuserzahl in einem Jahrzehnt um 60 Prozent. Man sah neben den alten „Saringshaiseln“ Häuser und Villen aus dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts, die Bauten der Vorkriegszeit zeigen den Kontrast zu den schlichten, einfach schönen Formen der Nachkriegszeit. Und alle diese schönen Bauten stehen nicht dicht nebeneinander, sondern meist einzeln, umgeben von gepflegten Gärten, sie sind in den Wald hineingestellt oder wachsen aus grünem Wiesengrunde empor. Der herrliche Kurpark findet seine natürliche  Fortsetzung in den Wäldern der Umgebung, besonders in Richtung gegen den Radischen Berg.

Die Konstantinsbader Quellen, das Moor und die Heilwirkung.
Die älteste Quelle ist die Schwefel -oder Rudolfsquelle. Ihr Wasserspiegel liegt in 540 m Seehöhe. Im Volksmund wurde diese Quelle wegen des unangenehmen Geruches schon seit jeher „der Stinker“ genannt und das Bad „Stinkerbad“. Die unter dem Quellentempel gefaßten fünf Säuerlingsquellen haben 513 m Seehöhe und führen die Namen Franzensquelle, Felsen-, Gisela-, Karls- und Sofienquelle. Als sechste Quelle kann man noch den sehr wohlschmeckenden Stachelsäuerling bezeichnen, der 18 m tiefer, etwa 1 km westlich vom Kurhaus, an der Kokaschitzer Straße austritt. Noch tiefer, in 470 m Seehöhe, liegt die Setzlaver Quelle. Die Trinkquellen werden auch zu Badekuren als Stahlbäder verwendet. Nach dem Urteil des Hofrates Fresenius (1875) haben die Konstantinsbader Quellen die größte Ähnlichkeit mit den Schwalbacher Quellen. Unser Konstantinsbad ist ein stiller Badeort für Kranke, aber auch ein idealer Aufenthaltsort für Gesunde, die Ruhe und Erholung in einer herrlichen Waldesnatur suchen. Während der Kursaisson betrug die Anzahl der Kurgäste 4.500 – 5.000 Personen. Für das leibliche Wohl der Kurgäste sorgen in erster Linie die gut eingerichteten Hotels. Dank der Zielstrebigkeit seiner Bewohner, der Unternehmer, der Initiative der Kurgesellschaft  (Kurdirektoren Wenzel Kreupl, Josef Pöpperl), und des Kurklubs, sowie der Aufgeschlossenheit des Gemeinderates unter den Bürgermeistern Karl Merkendörfer, Norbert Teinzer, Viktor Siegl und Franz Pittrof, war Konstantinsbad zu einem Kulturzentrum geworden und deshalb beliebter Ausflugsort für die Bewohner der engeren und weiteren Umgebung.

Nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Reich erhielt Konstantinsbad 1939 ein neues Postamt, Autobuslinien nach Mies und Karlsbad wurden errichtet, die Ausgangsstraßen nach Kokaschitz, Neudorf und Scheibenradisch geteert. Unter dem letzten Besitzer des Heilbades (Landkreis Tepl) trug man die Kolonnade und das Dach über den Quellen ab. Wandelhalle und Quellentempel sollten durch eine Neukonstruktion ersetzt werden. Das Vorhaben fiel jedoch dem generellen Bauverbot zum Opfer. Der Zwang der Ereignisse brachte für den aufstrebenden Kurort fühlbare Belastungen und Einschränkungen. 1943 beschlagnahmte die Wehrmacht das Kurhaus und richtete es als Lazarett für Offiziere und Soldaten der verbündeten ungarischen Wehrmacht ein. Der Kurbetrieb für zivile Kurgäste mußte eingestellt werden. Der zu Beginn 1945 einsetzende Flüchtlingsstrom aus dem Osten machte die Bereitstellung aller verfügbaren Wohnungen und Unterkünfte notwendig.
Unermeßliches Leid brachte der Zusammenbruch, als am 6.Mai 1945 die Amerikaner Konstantinsbad mit einer Unzahl von Panzern und schweren Fahrzeugen aller Art besetzten. Über Anordnung des amerikanischen Generalkommandos, das seinen Sitz in Konstantinsbad nahm, mußte die Bewohnerschaft den Kurort für die „Besatzer“ binnen drei Stunden räumen. Jeder Einwohner, mit Ausnahme der landwirtschaftlichen Betriebsinhaber, mußte trachten, in den Nachbardörfern unter Zurücklassung von Hab und Gut unterzukommen. Das Alte Badhaus, welches während des Zweiten Weltkriegs einer Abteilung RADwJ (Reichsarbeitsdienst weiblicher Jugend) als Unterkunft diente, wurde Sammellager für etwa 1.000 Polen und Ukrainer. Für ihre Verpflegung hatten die Konstantinsbader Geschäftsleute die erforderlichen Lebensmittel Wochen hindurch ohne Bezahlung zu liefern. Der amerikanische General befahl auch die ordentliche Einkleidung dieser polnischen Landarbeiter. Konstantinsbad, Weseritz und die umliegenden Orte hatten dafür aufzukommen. Schließlich bestimmte das amerikanische Generalkommando Konstantinsbad als Durchgangs- und Entlassungslager für die Deutsche Wehrmacht. Etwa 32.000 kriegsgefangene Deutsche Soldaten erhielten im Durchgangslager bei der „Villa Loretta“ die Entlassungspapiere ausgehändigt. Hier stellte sich die ganze Bevölkerung von Konstantinsbad und Umgebung in den Dienst einer wahren Nächstenliebe. Am 18. Mai 1945 kamen auch die Tschechen, wodurch sich die Lage schlagartig änderte. Ein Kommando sogenannter „NB“, uniformierte tschechische Staatssicherheitstruppe, richtete in der „Villa Just“ ihre Kaserne ein. Die tschechischen „Spravce“ mit Funktionären des „Narodni vybor“ folgten auf dem Fuße und enteigneten den Konstantinsbadern ihre Häuser, Geschäftsunternehmen, Hotels und Villen. Die einheimische deutsche Bewohnerschaft durfte nur einen einzigen Raum, ohne Rücksicht auf die Zahl der Familienangehörigen, beziehen. Sie mußte am Ärmel weiße Armbinden tragen und durfte den Wohnort nicht verlassen. Wie in vielen anderen Orten des Gerichtsbezirkes Weseritz brachten die Tschechen auch in Konstantinsbad mehrere Frauen und Männer, mit dem Bürgermeister insgesamt 8 Personen, in das KZ-Lager Plan, wo sie  9 - 12 Monate inhaftiert, härtesten Entbehrungen und körperlichen Schikanen ausgesetzt waren. In diesen leidvollen Tagen pilgerten viele Konstantinsbader zur Muttergottes-Grotte am Radischen Berg, um dort Abschied von der geliebten Heimat zu nehmen. Am 27. Jänner 1946 mußten die für den ersten Transport bestimmten Ausgewiesenen beim „Hotel Schnabl“ um 8 Uhr morgens versammelt sein. Ihr Gepäck- 50 kg je Person- hatten schon tags zuvor tschechische NB-Angehörige kontrolliert und durchsucht. Die Konstantinsbader kamen in die verschiedensten Gegenden des Bundesgebietes (Bayern, Hessen) und in die sowjetisch besetze Zone (spätere DDR).  Im Ersten Weltkrieg hatte Konstantinsbad  (Ortsteil der Muttergemeinden) 7, im Zweiten Weltkrieg 30 Gefallene und 10 Vermißte zu beklagen.

Ehrenbürger von Konstantinsbad wurden : um 1931  MUDr.Eduard Lenz, 1939 Oberlehrer i.R. Karl Tarnovsky und 1963 im Exil anlässlich der Vollendung seines 95. Lebensjahres der erste Obmann des Kurklubs, Tischlermeister Karl Lang, 26.01.1964  Franz Pittrof (siehe unter Ehrenbürger)