Kurschin
Kurschin (um 500 m) zählte 64 Häuser mit 290 Einwohnern. Zur Gemeinde gehörten: die Gröna-, Papier- und Ziermühle.
Post, Pfarre und Standesamt war in Leskau, Bahnstation in Plan, Schule im Ort. Gemarkungsfläche: 285 ha, davon 137 ha Äcker, 19 ha Wiesen, 30 ha Weiden, 87 ha Wald, 12 ha Ortsried, Gewässer und Wege. Katastralreinertrag 12.
Kurschin war einst Rittersitz (munitio) und wurde erstmalig im Jahr 1382 urkundlich erwähnt, als Ratmir, auch Razek, aus der Nebenlinie der Schwanberger, von Jeschek von Pnetluk die Burg Triebl samt den Orten Punnau, Hetschigau, Zetlisch und Kurschin eintauschte. Am 30. August 1410 verkaufte er diese eingetauschten Besitzungen an seinen Anverwandten Hynko Hanowetz von Schwanberg, 1446 – 1468 wird Prokop von der Millikauer Seitenlinie auf Kurschin genannt. Als sich 1544 die drei Brüder Heinrich, Zdenko und Joachim von Schwanberg die Herrschaft Triebl in die Landtafel eintragen ließen, gehörte u.a. auch Kurschin dazu. Anfang des 17. Jh. gehörte Kurschin dem Hans von Schirnding auf Schönwald (gest. 9.Juli 1605) und später war Leopold Wolfinger, Ritter von Wolfsbach und Ploschkowitz, Grundherr von Kurschin. Nach seinem Tode erhielt es sein Sohn Johann Ferdinand (gest. 19. Mai 1824). Weitere Besitzer des landtäflichen Gutes waren: Gutsbesitzer Husteleß, später Otto Ritter von Benitschko. Als dessen Sohn bei einem Reitturnier tödlich verunglückte, verkaufte er 1905 das Gut an Baron von Zorn, der es schon nach zwei Jahren an ein Konsortium Tepl-Weseritzer Juden weiterverkaufte. Diese wollten das Gut in Teilen verkaufen (verparzellieren), konnten aber nur kleinere Grundstücke absetzen, weshalb sie das Gut 1909 an Ignaz Ruwie veräußerten. 1913 kam es durch Kauf an Franz Erben. Von 1925 – 1932 war Anton Tuschner Besitzer des Gutes. Er verkaufte es an die Familie Ing. Heinz Frank, in deren Besitz es bis zur Vertreibung verblieb.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges herrschte in Kurschin und den Nachbarorten Hungersnot. Plünderungen, Seuchen und Brände hatten den Ort schwer mitgenommen und nur langsam konnte sich das Dorf von den Schrecknissen dieser Zeit erholen.
Die Dorfkapelle zum heiligen Johann von Nepomuk wurde am 26. September 1793 geweiht. Sie scheint aber schon im 14.Jh. bestanden zu haben. In den Jahren 1825 bis 1827 wurde sie völlig vermauert. Die Kapelle ist ein schmuckloser Bau im romanischen Stil. Der Turm ist 16 ½ m hoch und trägt nur eine Glocke. Die Inneneinrichtung bestand aus dem Altar, der Kanzel, der Empore für die Gutsherrschaft, dem Chor mit einem Harmonium, sieben Bänken, einer roten Fahne und einer Anzahl Wandbilder, unter denen ein Madonnenbild hinter der Kanzel besonderer Beachtung wert war. Das Patronatsrecht übte seit jeher der Gutsherr aus. Am 16. Mai, dem Kapellenfest, fand alljährlich ein feierlicher Gottesdienst statt.
Bis 1828 war Kurschin nach Leskau eingeschult. In diesem Jahr erlangte es die Bewilligung einer eigenen Schulstation. Als das erste Schulgebäude (zwischen den Häusern Nr.35 und 39) abbrannte, kaufte die Gemeinde das Haus Nr.36, setzte einen Stock auf und richtete es als Schule ein. Für die israelitische Kultusgemeinde bestand in Kurschin auch eine Judenschule im ehemaligen Judentempel, in dem auch der jüdische Lehrer wohnte. Die Juden hatten ihren eigenen Friedhof in Kurschin.
Im Kapellengarten stand das alte Schloß, zu dem in früherer Zeit auch eine Brauerei mit Rentamt gehörte. Neben der Kapelle war der Dorfteich und das Kriegerdenkmal. Im Ersten Weltkrieg hatte Kurschin 13 Gefallene zu beklagen, im Zweiten Weltkrieg kamen 22 nicht mehr heim.
Zur Kirche ging man nach Leskau. Am dortigen Friedhof fanden auch die Verstorbenen ihre Ruhestätte. Bevor man diese dorthin brachte, wurde beim Kreuz in der sogenannten „Totengasse“ für ihr Seelenheil gebetet.
Die ursprünglich rundlingsähnliche Dorfsiedlung hat sich im Laufe der Zeiten durch Brände, Neu- und Umbauten sowie durch Anlage neuer Wege geändert. Der Wasserversorgung in der Gemeinde dienten Brunnen. 1927 bauten Kurschin und Gröna die neue Brücke über den Amselbach, wodurch beide Orte eine bessere Verkehrsverbindung erhielten. Zum Bau der projektierten Bezirksstraße nach Gröna ist es jedoch nicht mehrgekommen.
Die Bewohner lebten zum Teil von der Landwirtschaft. Kleinlandwirte betätigten sich als Bauhandwerker meistens auf Baustellen in Städten (früher in Sachsen), während daheim die Frauen die landwirtschaftlichen Arbeiten verrichteten. Obwohl das Dorf abseits vom großen Verkehr lag, waren die Kurschiner als ein „lustiges Völkchen“ im ganzen Weseritzer Ländchen bekannt. Das Kapellenfest am 16. Mai (Johann von Nepomuk), zu dem sich alljährlich viele Besucher aus den Nachbarorten einfanden, war für die Kurschiner Höhepunkt im Ablauf des Kirchenjahres.
Der landwirtschaftliche Boden (sandig, lehmig, steinig) erbrachte durch die vemehrte Handelsdüngeranwendung mittlere Erträge. Die Jagd übte der jeweilige Gutsherr aus. Flurbezeichnungen: in der Trifft (treiben), auf der Trod (Ödland, Hutweiden), am Ziegenrück (Steinhügel) am Bühl, auf der Peint (Wiesengründe), in der Louh, beim Säugraben, beim Pfaatümpfl, Gosabach, Windschnurrn u. a.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden im Frühjahr 1944 durch feindliche Flieger drei Bomben über Kurschin abgeworfen, die zum Glück außerhalb des geschlossenen Wohngebietes explodierten. Bei der Vertreibung 1946 kamen die Dorfbewohner in mehreren Transporten nach Hessen, Oberfranken, Niederbayern, Schwaben, Allgäu und in die Sowjetzone (DDR)