Neumarkt







Das etwa 12 km südöstlich des Prämonstratenserstifts Tepl in einem Talkessel gelegene Städtchen Neumarkt (482 m) zählte am Ende des 2. Weltkriegs 1030 Seelen neben 188 Häusern in einer Gemarkung von 1.228 ha.

Historische Indizien weisen darauf hin, dass der Ort von deutschen Bergleuten gegründet wurde. Ottokar I. erhob Neumarkt im Jahre 1200 ob des florierenden Bergbaus zum Marktflecken, der 1220 bereits 2.000 Menschen beherbergte. Die erste urkundliche Nennung von 1233 erwähnt die Verleihung von Markt- und Bergrechten, ebenso die Schenkung des Ortes durch König Wenzel I. an seine Mutter Konstanze, die ihn an das Stift Tepl veräußerte. Eine weitere Urkunde nennt die Existenz einer Kirche. Die Hussitenkriege (1419-1434) brachten Brandschatzung und Plünderungen.

Die Gläubigen wurden Utraquisten, empfingen die hl. Kommunion also in beiderlei Gestalt. Die Kirchturmspitze trug fortan einen goldenen Kelch. Abt P. Ratzka ermöglichte es der Gemeinde, ab 1439 Stadtsiegel und Stadtbücher zu führen, König Georg von Podiebrad gestattete das öffentliche Marktrecht. Alsbald bemächtigten sich die Schwanberger der Stadt, ab 1549 war sie wieder im Besitz des Stifts. 1561 erhielt sie das silberne Stadtsiegel und 1570 von Abt Mäuskönig Brau-und Fischereirechte. Die meisten Dörfer rundum durften nur von Neumarkt Bier beziehen und nur dort Getreide feilbieten. Daraufhin fanden die Neumarkter wieder zum katholischen Glauben zurück. Abt Göhl ließ den Hussitenkelch von der Kirche abnehmen.
Im  Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) belagerten kaiserliche Truppen Neumarkt, Schweden plünderten, legten Brände und erpressten 833 Gulden an Kontribution. 1694 schoss ein Bursche auf Tauben, traf aber das Strohdach, woraufhin eine Feuersbrunst die Stadt in Schutt und Asche legte. In der Folgezeit entstanden Rat- und Gemeindehaus mit Bürgermeisteramt, Post und Arzt. Mehrere Überschwemmungen vernichteten Mühlen, Bad- und Brauhaus. Kaiser Leopold I. verlieh der Stadt 1684 die „Halsgerichtsbarkeit“; dazu gehörten Folterkammer, Pranger und Galgen. 1711 vollzog man als letzte Hinrichtung eine Enthauptung.

Die Kirche wurde als Barockbau 1694 nach Plänen Christoph Dientzenhofers errichtet. Die gleichfalls barocke Wenzelskapelle geht auch auf Dientzenhofer zurück und ersetzte 1744 die kleine Kapelle der Bergleute. 1779 wurde der Tepler Abt Kaspar Karl Reitenberger in Neumarkt geboren. Als Gründer des Weltbades Marienbad sollte er sein Lebenswerk krönen. Der Friedhof wurde 1894 auf der Kapellenhöhe neu angelegt.

Eine Schule bestand bereits um 1500. Dem Neubau von 1806/07 folgte eine Aufstockung für vier Klassenräume. Reges Vereinswesen kennzeichnete das gesellschaftliche Leben der Stadt, was sich etwa bei den Auferstehungsfeiern oder Fronleichnamsfesten besonders kundtat. Das beliebte Schützenkorps löste sich jedoch 1926 auf, da es sich in der rein deutschen Stadt nicht die tschechische Kommandosprache aufzwingen lassen wollte. Neben der Feuerwehr gab es auch Musik-, Theater- und Gesangverein, deren künstlerische Darbietungen eine ansehnliche Höhe erreichten.

Im Zuge der größten Völkervertreibung der Menschheitsgeschichte (1946) wurde auch den Neumarktern neben ihrem Hab und Gut die Seelenlandschaft ihrer Heimat geraubt.

Quellen: HEIMATBRIEF Plan-Weseritz, April/Mai 1956
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