Rössin



Rössin, abseits der großen Straßen, 2 km westlich von Weseritz gelegen, hat als kleiner Ort ohne eigene Pfarrei und Schule das Glück, dass von ihm eine frühe Erstnennung existiert. In einer Urkunde König Wenzels I (1230 - 1253) vom 12. April 1237, in der er dem Kloster Tepl seinen Erbsitz in Cleppin überträgt, werden als Zeugen u. a. die tschechischen Ritter Matheus und Jaros von Rezzin genannt.



Rezzin wurde im Rahmen des tschechischen Landesausbaus zwischen 1190 und 1210 gegründet, und zwar in Form eines slawischen Runddorfes mit 12 - 14 Hofstellen. Der sehr sorgfältigen  Methode der Sprachwissenschaft über die Eindeutschung des Namens Rezzin zu Rössin verdanken wir den Nachweis, dass bereits zwischen 1250 und 1270 deutsche Siedler in Rössin gelebt haben müssen.
300 Jahre später, also nach den Hussitenkriegen, werden im Urbar des Hans Elbogner (1540 - 1569),  dem Verzeichnis über Besitz und Einkünfte der Herrschaft Weseritz, nur acht zinspflichtige Untertanen erwähnt. Vier dieser Namen sind als deutsch zu erkennen und eindeutig den bis zur Vertreibung bestehenden Hausnamen zuzuordnen: Rychtarz (Richter, Nr. 1), Spaczek (Spitzl, Nr. 4), Honz (Honsbauer, Nr. 6) sowie Miksa (Miksa, Nr. 7).


Oberer Dorfplatz  -  Ölbild von Erhard Zaha (1987)
 nach Fotos von Gretl Valenta (1943)






Die Zählung von 1788 weist bereits 23 Häuser aus, wobei zu 5 Neubauten im Dorf jetzt auch die „außerorts“  gelegenen Mühlen, das Forsthaus und die Feldofenziegelei gezählt werden. Nach 1832 kamen noch die Hausnummern 25 - 32 hinzu. 1939 wohnten in 32 Häusern mit 41 Haushalten 160 Personen, davon 75 männliche. Zum Ort zählten auch 526 ha Flur (169 ha Ackerland, 82 ha Wiesen und Weide, 244 ha Wald, 31 ha Ödland).
Im östlichen Rössiner Gemeindegebiet, am „Haijka“, befand sich der sogenannte Judenfriedhof, die Bestattungsstätte der israelitischen Kultusgemeinde Weseritz.

Rössin gehörte mit 12 weiteren Gemeinden zur katholischen Pfarrei Tschelief. Dort wurden die Rössiner getauft, getraut und beerdigt. Die Gottesdienste besuchten sie, außer am Wenzeslai - Kirchenfest und zu Allerheiligen / Allerseelen, jedoch in der näher gelegenen Pfarrkirche von Weseritz. Da die Kinder nach Weseritz schulpflichtig waren, empfingen sie dort auch die Erstkommunion und die Firmung.

Das letzte der sich seit 1926 häufenden Schadenfeuer, die mehrfach Scheunen und Wohngebäude betrafen, vernichtete am 12. April 1946 ein Drittel des Dorfes (Haus - Nr. 8, 9, 10, 10a, 11, 16, 17, 18, 19). Dies führte am darauffolgenden Tag zur endgültigen Vertreibung seiner Bewohner, nachdem bereits im Februar 1946 ein erster Transport mit Rössinern die angestammte Heimat verlassen musste.

Gemeindebetreuer:       Peter Valenta,  Rudolf - Clausius - Str. 88,  97080 Würzburg