Unterjamny



Unterjamny (630m) , im Volksmund „Gamling“ genannt, wird durch den Grundbach in das „Obere und das Untere Dorf“ geteilt. Das stattliche Haufendorf liegt 1 km westlich von der Einmündung der durch den Ort führenden, 1877 erbauten Bezirksstrasse Weseritz-Neumarkt-Unterjamny in die Staatsstrasse Karlsbad-Pilsen. Der Ortsname ist zu deuten nach jamny-Grubenzins und nach der Lage des Dorfes, das untere jamny-Unterjamny. An den einstigen Bergbau erinnern nur noch verfallene Stollen auf dem Weg zur Grundmühle, wo einst Graphit abgebaut wurde (Schlossarchiv Haid). Am nördlichen Abhang des Schulberges fanden sich die Überreste einer einstigen Vitriol-und Alaunsiederei. Der Alaunstollen ist jedoch bereits verfallen und die Hütte abgetragen. In Richtung Wustung waren viele Quarzlager, deren Material in Glas- und Porzellanfabriken Verwendung fand. Auf der Kuppe, die südöstlich den Meierhof von Unterjamny überragt, befand sich ein Andesitvorkommen, das einzige im Bezirk Weseritz.
Die Gemeinde, zu welcher auch der Ortsteil Ratschin II (Otschihora) gehörte, zählte 81 Häuser mit 395 Einwohnern. Gemarkungsfläche: 770 ha, davon 352 ha Äcker, 85 ha Wiesen, 72 ha Weiden, 167 ha Wald, 94 ha Ödland, Halden, Gewässer, Wege, Strassen und Ortsried. Katastralreinertrag 14. Post in Bernklau,  Bahnstation Theusing, Pfarre, Schule und Standesamt im Ort.

Über die Entstehung des Dorfes und die Zeit der Gründung ist nichts bekannt. Unterjamny wird das erstemal 1227 urkundlich genannt, als der herzogliche Kämmerer Kojata dem Johanniterorden den Ort schenkte. Durch Pfandverschreibungen König Sigismunds verloren die Johanniter im Hussitenkrieg um 1425 ihre Besitzungen im Weseritzer Ländchen an die Herren von Schwanberg, denen in den folgenden Jahrhunderten auch Unterjamny unterstand. Nach einem Protokoll der Weseritzer Schuhmacherzunft  (Stadtarchiv Weseritz) wurde im Jahre 1633 der Gamlinger Schuhmachermeister Josef Payerl in die Schuhmacherzunft Weseritz aufgenommen. Ein Einwohnerverzeichnis der Herrschaft Schwanberg aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg vom Jahre 1651 nennt auf „Dorff Jamny = Unter-Jamny“ 105 Untertanen über 5 Jahre alt.

Die Pfarrkirche zu den hl. Aposteln Peter und Paul wurde schon 1384 im Prager Zehentregister erwähnt. Der ursprüngliche alte Holzbau stand auf einer Anhöhe gegen Krasch, wo auch die ersten Ansiedler ihre Hütten hatten. 1470 brannte diese alte Kirche mit noch anderen Gebäuden durch Blitzschlag ab. Der Glockenstuhl der um 1500 auf dem Schulberg erbauten Kirche wurde später zu einem Turm erhöht und die Kirche durch den Altarraum, eine Vorhalle und die Sakristei erweitert. Ende des 16. Jahrhunderts war die Kirche lutherisch und Sitz eines lutherischen Oberkirchenrates. 1624 erhielt sie wieder einen katholischen Pfarrer. 1868-1896 wirkte hier Pfarrer Johann Erlbeck. Er sprach in Predigten fast nur die Egerländer Mundart, derb, aber für jedermann verständlich. Über seine Menschenfreundlichkeit und Fürsorge für die Armen waren viele Geschichten im Umlauf.
Zum Pfarrsprengel gehörten: Unterjamny, Kutsch, Schirnik, Neudörfl, Höragrund, Rousshäuseln, Schwitz, Otschihora und aus dem Gerichtsbezirke Manetin die Orte: Bernklau, teilweise Neusazawa, Wustung, Tschisotin und Ratschin. Letzter Seelsorger der Pfarre war Bezirksvikär Johann Höfner (1928-1946).

Die Schule war 1791-1868 eine einklassige Pfarrschule, 1869 wurde sie allgemeine Volksschule, 1873 zwei-und 1889 dreiklassig. Im Jahre 1872 brannte das Schulhaus ab, wurde im Jahre 1874 neu aufgebaut und 1939 zeitgemäss erneuert. Eingeschult waren: Otschihora, Kutsch, Tschisotin und Schwitz.

Den einstmaligen herrschaftlichen Meierhof übernahm im Zuge der tschechoslowakischen  Bodenreform nach dem ersten Weltkrieg ein tschechischer Bewerber. 1926 erhielt das Dorf elektrisches Licht. Das auf dem Dorfplatz errichtete Kriegerdenkmal stammt aus dem selben Jahre. Im Orte bestanden eine Raiffeisenkasse, die Freiwillige Feuerwehr, Ortsgruppen des Deutschen Kulturverbandes, der Deutschen Landjugend und des Bundes der Landwirte. Drei Kaufläden, drei Fleischer, zwei Gaststätten und andere Handwerker sorgten für den Bedarf der Bewohnerschaft, die den Unterhalt vorwiegend in der Landwirtschaft fand. Der landwirtschaftlich genutzte Boden erbrachte beachtliche Erträge. Heimatliche Flurbezeichnungen: Hofäcker, auf der Droht, Trifft, am Gamling, Stelka, Haika im Grund, Sahradka u. a. Die Gemeindejagd war an Drogist Alois Hörl und Gastwirt Karl Lang (Weseritz) verpachtet.

Im Ersten Weltkrieg hatte Unterjamny 18 Gefallene zu beklagen. Der Zweite Weltkrieg forderte einen höheren Blutzoll. 23 Ortsangehörige fanden auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen den Soldatentod.

Am 5 .Mai 1945 kamen die Amerikaner mit zahlreichen schweren Panzerfahrzeugen nach Unterjamny und blieben bis Mitte September 1945. Das ersparte der Dorfbewohnerschaft die Schikanen und Misshandlungen durch die zuge- wanderten Tschechen. Im Zuge der Vertreibung wurden die Gamlinger in zehn Transporten abgeschoben, von denen fünf in die Bundesrepublik und fünf in die Sowjetzone (DDR) kamen.