Weseritz



Weseritz, slawisch Bezdruzice, Bezirksstadt des 50 Gemeinde umfassenden Gerichtsbezirks, war der Hauptort des nach ihm benannten „Weseritzer Ländchens“.
Urkundlich erstmals 1227 genannt, erhielt Weseritz 1459 die Stadtrechte verliehen. In den fast 800 Jahren machten der Burgort und sein Umland eine wechselvolle Geschichte mit. Die Besitzherrschaften reichten von Graf Hrabissa (1227) über die Schwanberger (1659) und Reichsfürsten Löwenstein-Wertheim (1712) bis zum Ende der grundherrschaftlichen Verhältnisse.

Handwerk und Gewerbe wurden schon zum Ende des 15. Jh. durch die damaligen Grundherren gefördert. Daneben bewirtschafteten Landwirte und Meierhof die Äcker, Wiesen und Wälder in der 842 ha umfassenden Gemarkungsfläche. 1850 wurde das Bezirksgericht Weseritz errichtet, das zuletzt im ehemals Fürst-Löwensteinschen Schloss seinen Sitz hatte.
Die Lokalbahn nahm 1901 ihren Betrieb auf und nun konnte man von Weseritz aus über Neuhof in alle Welt reisen. 1938 bestand die Stadt aus 225 Häusern mit 1.640 Einwohnern, davon etwa 160 Tschechen, die seit 1918 als staatliche Bedienstete, Meierhofpächter und Landarbeitern mit ihren kinderreichen Familien nach Weseritz kamen.

Die Pfarrkirche, 1710/11 erbaut, ursprünglich dem Hl. Florian geweiht, dessen Altarbild 1840 durch einen Blitzschlag versengt wurde. Erst 1898 erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar und damit das Patrozinium „Maria Himmelfahrt“. Das Kirchenfest wurde aber weiterhin zu „Floriani“ gefeiert. Seit 1732 steht auf dem Marktplatz die Florianisäule, zu Ehren des Schutzpatrons gegen die Feuersgefahr.
In dem 1925 erbauten Schulhaus waren der Kindergarten, die Volksschule und die Distrikts-Bürgerschule untergebracht. Über dem Portal stand. „Wissen ist Macht“.

In Weseritz herrschte ein vielfältiges Leben dank der vorbildlichen Tätigkeit, Regsamkeit und Geselligkeit vieler Vereine und Gremien. Der Hasenteich bescherte sommerliches Badevergnügen.
Der Stadtrat ließ 1931 das Kriegerdenkmal, eins der schönsten in Westböhmen, errichten. Es ist heute leider nicht mehr vorhanden.

Im Schicksalsjahr 1946 verließ Heimatseelsorger H.H. Pfarrer Hermann Lugert als „Allerletzter“ die Stadt zur Fahrt in eine ungewissen Zukunft.
Auf dem Weseritzer Friedhof konnte 2002 auf dem erhaltenen Mittelkreuz eine Tafel zum Gedenken an die ehemaligen deutschen Bewohner der Pfarrei Weseritz, die auf diesem Friedhof bis zum Jahr 1946 ihre letzte Ruhe fanden, errichtet werden.


Ortsbetreuer:  Ingrid Fröhlich, geb. Zeibig (Böhmisch Mühle), Melbacher Weg 11, 61231 Bad Nauheim

Quelle: „Über Grenzen hinweg“  und „Unsere Heimat“ von F. Lerch.