Wolfersdorf



Wolfersdorf (560m) liegt etwa 4 km nordwestlich von Tschernoschin an der Bezirksgrenze in einer Mulde am Beginn eines zum Goskabach neigenden Hochtales. Durch den Ort führt die um 1865 erbaute Bezirksstraße Weseritz-Kokaschitz-Tschernoschin.
Das ursprüngliche Haufendorf hat sich durch Brände und Anlage neuer Wege im Laufe der Zeiten zu einem schönen Gassendorf gewandelt.
Im Ort sind zwei Teiche, die von einem kleinen Wasserlauf, dem Peintgraben, gespeist werden, der auch bei größter Trockenheit Wasser führte. Der Überlauf der Teiche fließt über die „Moschen“ in das Zierbachl, das nach 1 km in den Goskabach mündet. Zur Gemeinde gehört die Einschichte Zierhäusl (Nr.38). Das Dorf zählte 53 Häuser mit 269 Einwohnern die vorwiegend von der Landwirtschaft lebten. Nebenerwerbssiedler fanden meistens als Bauhandwerker auf auswärtigen Baustellen, früher in Sachsen Verdienst, während daheim die Frauen die kleinen Landwirtschaften besorgten. Gemarkungsflächen: 539 ha, davon 281 ha Äcker, 33 ha Wiesen, 46 ha Weiden, 157 ha Wald, 22 ha Ortsried, Straßen, Gewässer und Wege. Katastralreinertrag 17. Post und Pfarre in Tschernoschin,  Standesamt in Leskau, Schule im Orte, Bahnstation Kokaschitz, auch Schweißing.

Wann der Ort entstanden ist und in welche Zeit der deutsche Ortsname Wolfersdorf zurückreicht, lässt sich nicht feststellen. Eine Urkunde aus dem Jahre 1237 nennt die Brüder Otto und Bohuslav von Wolfersdorf  – Wolframove. Der Ort war später Rittersitz einer Seitenlinie der Herren von Wolfstein. Nach dem Tode des Beneda von Wolfstein saß dort seine Witwe Agnes (gest. 1374). Wilhelm von Wolfstein auf Wolfersdorf  (1388) soll einer ihrer Söhne gewesen sein. Der Name der nahen Burg Wolfstein auf dem Wolfsberg dürfte auf einen gewissen Wolfram zurückgehen, nach welchen auch der Ort Wolfersdorf selbst benannt war. Zum 26. Juni 1394 ist unter den Gosoluper Patronatsherren auch ein Desiderius von Wolfersdorf-Olbramov erwähnt. Als sich die drei Brüder Heinrich, Zdenko und  Joachim von Schwanberg 1544 die Herrschaft Triebl in die Landtafel eintragen ließ, gehörte dazu auch teilweise Wolfersdorf. Am 14. November 1571 entließ Zdenko von Schwanberg seinen Untertan Stefl Ploß aus Wolfersdorf aus dem Untertanenverbande. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Wolfersdorf sehr zu leiden, so besonders als im August 1647 in der Flurgemarkung des Nachbarortes Triebl die große Herbstschlacht stattfand, in der die Schweden geschlagen wurden. Nach Abzug der Truppen grassierten Hungersnot und Seuchen. Viele Menschen starben und nur langsam erholte sich der Ort durch Zuwanderung von den Schrecknissen dieser Zeit.  Ab 1712 waren die Fürsten Löwenstein – Wertheim in Haid zuständige Grundherren, denen nunmehr auch die Herrschaft Schwanberg – Guttenstein gehörte. Nach dem Robotverzeichnis dieser Herrschaft aus dem Jahre 1749 hatte Wolfersdorf  936 Robottage zu leisten. Durch das ganze Jahr hindurch mussten 3 Bauern wöchentlich  ja 3 Tage zweispännig, und 2 Bauern wöchentlich 1 ½ Tage einspännig mit Ochsen, sowie 6 Chaluppner wöchentlich ja 1 Tag fronen. Außerdem waren auch Zinszahlungen zu entrichten.

Die Kinder von Wolfersdorf  besuchten bis 1793 die Schule in Gosolup (6 km). Von 1793 bis 1816 wurde abwechselnd in Wolfersdorf und Unterdörflas unterrichtet (Wanderschule). 1816 erbaute die Gemeinde ein eigenes Schulgebäude, das jetzige Gemeindehaus. Es enthielt ein Klassenzimmer, eine Kammer für den Lehrer und die Wohnung des Gemeindehirten. Flur und Küche hatten diese beiden Größen des Dorfes gemeinsam. Das jetzige Schulgebäude für die einklassige Schule mit Lehrerwohnung wurde im Jahre 1896 erbaut. Zur Kirche gingen die Wolfersdorfer nach Tschernoschin, wohin sie seit 1876 wegen des kürzeren und besseren Weges eingepfarrt waren. Bis dahin war Gosolup zuständige Pfarre gewesen. Die Verstorbenen der Gemeinde wurden am Tschernoschiner Friedhof bestattet.
Im  Park der Gutsbesitzerin Frau Baumgartl ist die Dorfkapelle und an den Dorfausgängen nach Triebl, Kurschin und Leskau standen Steinkreuze. Zu den Nachbargemeinden bestanden gute Straßen- und Wegeverbindungen.
Der landwirtschaftlich genutzte Boden (sandig-lehmig) lieferte seinen Besitzern gute Erträge. Die Jagd war sehr wildreich. In freier Bahn gab es Rehe, Hasen, Kaninchen, Auer-und Birkwild, Rebhühner und Fasane, auch Füchse waren nicht selten. Die Jagd war an örtliche und zuletzt an einen Egerer Kinobesitzer verpachtet. Die Flurnamen sind deutsch, wie: in der Moschen, gegen Goskabach, auf der Wieda, gegen Drahwitz, beim eisernen Kreuz, beim hintern Stück (Wegweiser), in der Wöign, auf der Schwippma,  Birkenäcker, in der Krummurschel, am Hachtenstoß, auf der Peint u. a.
Der Wasserversorgung in der Gemeinde dienten Brunnen, die einwandfreies Trinkwasser lieferten. 1928 wurde das elektrische Licht eingeführt. Dadurch konnten die Bauern ihre Höfe modernisieren. Um das Dorf lag ein Kranz schöner Obstgärten, in denen auch die Bienenzucht ihre Pflege fand. Im Orte bestanden Ortsgruppen des Deutschen Kulturverbandes und des Bundes der deutschen Landjugend sowie die Freiwillige Feuerwehr, die sich mit der Schulleitung in das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Dorfe teilten. Im Ersten Weltkrieg hatte Wolfersdorf 8 und im Zweiten Weltkrieg 23 Gefallene und  Vermisste zu beklagen.
Im Sommer 1945 kamen die Tschechen in das Dorf. Sie enteigneten den einheimischen Deutschen ihren Besitz und veranlassten ihre Ausweisung. Die Wolfersdorfer kamen in vier Transporten nach Bayern, Hessen und der fünfte Transport in die Sowjetzone (DDR).