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Girsch mit Hollei und Lechowa



Girsch (580 m) liegt in einer vor rauhen Winden geschützten leichten Senke am südöstlichen Ausläufer des Pollinkner Berges. Der Ortsname ist abgeleitet vom vermutlichen Gründer oder ersten Besitzer (Lehensherrn) "Krs". Die Gemeinde, zu der drei Häuser in Hollei und der Weiler Lechowa gehörten, zählte 57 Häuser mit 346 Einwohnern. Post, Pfarre Schule und Standesamt im Orte, Bahnstation Konstantinsbad. Gemarkungsfläche 715 ha. davon: 393 ha Äcker, 55 ha Wiesen, 71 ha Weiden, 166 ha Wald und 30 ha Ortsried, Strassen, Wege und Gewässer. Katastralreinertrag 15.

Die Bewohner fanden vorwiegend den Unterhalt in der Landwirtschaft. Der Ort wird in der Schenkungsurkunde des Herzogs Friedrich von Böhmen an den Johanniterorden vom Jahre 1183 erstmalig geschichtlich erwähnt. Als die Johanniter im Hussitenkrieg um 1425 durch "Pfandverschreibung" des Königs Sigismund ihren Besitz fast gänzlich verloren, kam Girsch an die Herren von Schwanberg. 1544 kaufte Wolf von Krayk die Herrschaft Schwanberg, zu der auch Girsch gehörte. Weil sich dieser an der Rebellion des böhmischen Adels beteiligte, verlor er 1547 die Herrschaft Schwanberg mit allen Bestandteilen strafweise an den Kaiser, der sie am 15. Juli 1548 dem Grafen Hieronymus Schlick verkaufte. Am 31. Mai 1569 kamen Burg und Herrschaft Schwanberg samt allen zugehörigen Orten durch Kauf wieder an die Herren von Schwanberg. Ein Urbar dieser Herrschaft aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg nennt 1651 auf "Dorff Grossengürsch" mit 66 Untertanen über 5 Jahre alt. 1712 wurde die Herrschaft Schwanberg an den Reichsfürsten Maximilian Karl Löwenstein-Wertheim mit dem Verwaltungssitz in Haid verkauft, dem nun Girsch bis zur Aufhebung der Untertanenverhältnisse unterstand. Um 1749 waren die Girscher zur Leistung von 2.184 Robottagen an die Herrschaft verpflichtet.

Als im Jahre 1680 die Bauern des Weseritzer Ländchens für ihre Befreiung aus der Robotknechtschaft zum Widerstand gegen die Grundherren aufriefen und sich am Schafberg den überlegenen Waffen des Militärs stellten, fielen bei den Kampfhandlungen am 9. Mai 1680 die Girscher Bauern Andreas Kaiser und Thomas Weizbauer. Sie wurden gemeinsam mit weiteren 9 gefallenen Bauern aus dem Pfarrsprengel Girsch unter größter Teilnahme der Bewohnerschaft aus der ganzen Umgebung am Girscher Friedhof bestattet. Erst im Jahre 1848 hob der Reichstag das Untertanenverhältnis auf.

Zum Pfarrsprengel gehörten außer Girsch die Orte: Girschowa, Plaschin, Geischowitz, Pollinken, Glashütten, Mensdorf, Trahona, Hollei, Umirschen, Wostrowa, Planes, die Weiler Lechowa, Schöppamühle und Forsthaus Karlshof. Die alte Pfarrkirche ist dem hl. Laurenzius und dem hl. Veit geweiht. Sie dürfte schon um das Jahr 1240 gestanden haben, da der Altarraum im Übergangsstil vom romanischen zum gotischen erbaut worden ist. Bei der Erneuerung im Jahre 1920 entdeckte man im Altarraum zwei Fenster reinsten gotischen Stiles, die bisher vermauert waren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg baute man den anderen Teil hinzu. 1624 erhielt Girsch vom Stifte Tepl wieder einen katholischen Pfarrer. Am 16.Mai 1813 brannte die Kirche mit der Pfarrei und 6 Bauernhöfen ab. Der Patronatsherr Fürst zu Löwenstein ließ die Kirche im darauffolgenden Jahre wieder aufbauen und kaufte außerdem drei neue Glocken für das Gotteshaus.

In der Nähe des Meierhofes Lechowa stand seit 1350 die St. Blasiuskirche. Sie war früher eine eigene Pfarre und ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Nach dem Hussitenkrieg ging diese Pfarre ein und wurde Filialkirche von Girsch. Im Jahre 1806 mußte die altehrwürdige St. Blasiuskirche wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Ihre Einrichtung kam in andere Kirchen. Das Kirchenfest St. Blasius und das Laurenzifest feierten die Girscher alljährlich zu Ehren dieser Heiligen bis zur Aussiedlung. Letzter Seelsorger war Pfarrer Johann Löffelmann.

Die Schule wird schon 1384 als Pfarrschule erwähnt. 1778 ließ der Patronatsherr Fürst zu Löwenstein das Schulhaus auf seine Kosten neu herstellen. 1855 erhielt die Pfarrschule eine zweite Klasse. Weil die Klassenräume für die wachsende Schülerzahl nicht mehr ausreichten, baute die Gemeinde im Jahre 1889 ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnung. Eingeschult war Plaschin.

Zur Gemeinde gehörten 3 Häuser in Hollei und der Weiler Lechowa. Der Grundbesitz in der Gemeinde verteilte sich auf 1 Meierhof, 7 bäuerliche Betriebe mit über 20 ha Ausmaß, 16 mittelbäuerliche mit 10-20 ha und 12 kleinbäuerliche Anwesen mit 4-10 ha. Die Gemeindejagd und die Fischereigewässer waren an gutzahlende Pächter verpachtet. Die Flurbezeichnung Radischkaberg bestand früher aus einem Schotterbruch, aus dem die Staatsstraßenverwaltung 1857 die Pflastersteine und den Basaltschotter für den Bau der Reichsstraße Pilsen-Karlsbad entnahm.
 
In der Gemarkung der Gemeinde lagen 3 Teiche. Im Jahre 1907 wurde die Wasserleitung mit einem Kostenaufwand von 29.000 öst. Kronen durch die Fa. Hermann Stark, Aussig, gebaut. 1928 erhielt Girsch das elektrische Licht, was den Bauern die Modernisierung ihrer Höfe ermöglichte. Das Dorf blieb auch von Bränden nicht verschont. Ein Großbrand entstand 1905 durch Blitzschlag, wodurch die Anwesen Nr. 14, 15, 16 und Nr. 31 in Schutt und Asche sanken. 3 Gasthöfe, 1 Metzgerei und 2 Kaufläden. Um das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Orte bemühten sich die örtlichen Vereine, wie Freiwillige Feuerwehr, Bund der deutschen Landjugend, Ortsgruppe des Deutschen Kulturverbandes, die Dorfmusik sowie Pfarre und Schule.

Girsch hatte eine sehr gute Verkehrslage. Im Dorfe mündeten fünf Straßen: Pollinkner, Trahoner, Stipokler, Weseritzer und Neumarkter Straße. Stattliche Höfe zeugten von der Wohlhabenheit der Bauern. Den öffentlichen Personenverkehr besorgte der Postautobus. Girsch ist der Geburtsort von Dr. Hans Stingl, den man mit Recht als den Turnvater Westböhmens bezeichnen kann.

Die Straße über Girsch wurde häufig als Heerstraße benützt, wie dies auch im Zweiten Weltkrieg geschah. Mit Bangen sahen die Dorfbewohner gegen Ende des Zweiten Weltkrieges der weiteren Entwicklung entgegen. Sie atmeten erst auf, als die Amerikaner das Dorf besetzten und der Krieg im Mai 1945 aus war. Das Schlimmste aber kam noch. Die Bewohner mußten Haus und Hof verlassen und die zugewanderten Tschechen nahmen davon Besitz. Girsch hatte im Ersten Weltkrieg 15, im Zweiten Weltkrieg 19 Gefallene und Vermißte zu beklagen. Im Zuge der Vertreibung kamen die Girscher nach Bayern, Hessen und in die Sowjetzone.

Einsender : Maria Lück

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